Veröffentlichungshinweis – Bernd Sauerbrey

Bernd Sauerbrey: Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher und Caspar David Friedrich, oder: Religion und Kunst dargestellt am Bild „Der Mönch am Meer“, Jever 2023.

Bernd Sauerbrey, Mitglied der Schleiermacher-Gesellschaft, hat eine Studie zur Rezeption von Friedrichs „Der Mönch am Meer“ im Zusammenhang mit Schleiermachers Religionstheorie veröffentlicht.

Das Bild „Der Mönch am Meer“ ist für den Autor Ausgangspunkt intensiver Überlegungen zu den Themen Religion und Kunst. Er lässt sich begleiten von den Protagonisten Caspar David Friedrich für den Bereich der Kunst und Friedrich Schleiermacher für den Bereich der Religion. Die Suche des Autors nach dem Ursprünglichen der Religion im Menschen ist immer verknüpft mit einem gleichzeitigen Brückenschlag zum Rationalen im menschlichen Denken. Glauben und Wissen sind jeweils als unterschiedliche Teilgebiete der menschlichen Erkenntnis zu werten, so die Behauptung des Autors. Die Gegenüberstellung des Begriffspaares Wissen und Glauben bildet nur den gesamten kategorialen Denkzwang ab und birgt bereits die Gefahr in sich, dass der Glaube Antworten auf Fragen gibt, die das Wissen in diesem Kontext gar nicht gestellt hat und umgekehrt. Nach der Definition des Autors sollte das Wissen das Nicht-Wissen bzw. den Glauben als eine Form des Unverfügbaren anerkennen, eines Unverfügbaren, das im Gefühl verortet ist. In diesem Sinne handelt es sich nicht um einen Ausschluss bzw. eine Unvereinbarkeit, sondern um eine Akzeptanz eines Andersartigen. Ein etwaiger Sinnverlust durch eine Entfremdung Gottes, und dieser Sachverhalt begleitet uns seit der Epoche der Aufklärung, wird dabei ausgeglichen durch einen transzendenten Einbezug eines Analytisch-Existenziellen. Der Satz „die Transzendenz versöhnt den Menschen mit der Welt“ trifft im genannten Zusammenhang nicht positiv-versöhnend zu, sondern „real-versöhnend“. Die Transzendenz ist damit kein Produkt eines Scheiterns im Denken, sondern die Transzendenz kooperiert mit dem Denken und Gefühl in der Realität. Diese Umarmung von Realität und Transzendenz verkörpert sich zu der Idee eines „Alles ist Materie“ im weitesten Sinne. Die existenzielle Krise benötigt insofern keine Offenbarungsantwort, sondern kann in einer existenziellen Metaphysik verbleiben. Genau an dieser Stelle versöhnt sich das Wissen mit dem Glauben. Das menschliche Denken und Fühlen gründen in letzter Instanz in der materiellen Natur, die die Bedingungen und Voraussetzungen für jegliches menschliche Bewusstsein schafft. Auf dieser untersten Basis bildet sich aus Religion, Kunst und Natur ein ästhetisch-synthetisches Ganzes, das sowohl denkend als auch glaubend bzw. rational als auch sinnlich wahrgenommen werden kann. Die Überlegungen des Autors korrespondieren immer wieder mit dem Bild „Der Mönch am Meer“, zu dem er umfangreiche eigene Studien und eine repräsentative Bildbefragung durchgeführt hat. Das entstandene Datenmaterial half dabei, die gemeinsamen Wurzeln von Wissen und Glauben freizulegen. Eine wie auch immer geartete kontroverse Diskussion über Wissen und Glauben als konstituierende Seinsbereiche des Menschen auf der Basis von Ausschlusskriterien ist wenig zielführend und wird beiden Phänomenen in keiner Weise gerecht, so das Fazit des Autors.

Das Buch hat 784 Seiten. Eine repräsentative Umfrage zu dem Bild „Der Mönch am Meer“ ist mit zahlreichen Grafiken eingeflossen. Die Fragestellungen nehmen die Wirkungen des Bildes auf den Betrachter sowie religiöse bzw. nicht-religiöse Deutungsfelder des Bildes in den Fokus. Recherchen am Entstehungsplatzes des Bildes in Göhren auf Rügen befassen sich mit den örtlichen Gegebenheiten um 1800.

Die Umfrage zu dem Bild richtete sich an rund 1.100 Betrachter*innen aller Altersklassen. Das entstandene Meinungsbild schließt auch Menschen mit einer psychischen Erkrankung mit ein. Der Blick auf das Bild offenbart sich als Spiegel eines sinnlich-ästhetischen Innenlebens des Menschen und ist von religiösen Konnotationen nicht zu trennen.

Das Buch ist bisher in einer überschaubaren Auflage verlegt worden. Die ISBN-Nr. lautet 978-3-9819582-2-5 .

Porträt zur Veröffentlichung in der Ostfriesen-Zeitung